Lothar Meyers Ausbildungsjahre
Julius Lothar Meyer wurde am 19. August 1830 in Varel geboren.
Sein Vater war als Kreisarzt in Varel tätig. Lothar war das vierte
von sieben Kindern, doch seine älteren Geschwister starben sehr
früh. Er besuchte zunächst eine Privatschule. 1841 besuchte
er die auf Betreiben seines Vaters gegründete höhere
Bürgerschule in Varel.Als er ungefähr 14 Jahre alt war,
begann er unter schweren Kopfschmerzen zu leiden; deshalb wurde ihm
von seinem Vater sämtliche geistige Tätigkeit untersagt.
Nach einem Jahr besserte sich sein Zustand, so dass er ein Oldenburger
Gymnasium besuchen konnte. Er war einer der besten Schüler, der
besonders die alten Sprachen liebte. Wohl durch die industrielle
Revolution beschäftigte er sich aber auch gerne mit Naturwissen
schaften und Mathematik. In seine Jugendjahre fielen viele bahnbrechende
Ereignisse wie die Erfindung der Photographie und die Eröffnung
der ersten deutschen Eisenbahnstrecke. Am 8 Mai 1851 bestand er sein
Abitur und beschloß zunächst wie sein Vater Arzt zu werden.
Er begann an der Universität Zürich Medizin zu studieren,
ging nach zwei Jahren nach Würzburg und promovierte dort am 25
Februar 1854 zum Dr.med. Er wollte sein chemisches Wissen erweitern,
also ging er nach Heidelberg und betrieb bei Bunsen chemische
Studien. Hier wurde er mit vielen jungen Chemikern bekannt, die
später noch berühmt wurden, wie z.B. Kekule, dem
Mitbegründer der Strukturchemie oder dem Pionier der
Farbstoffchemie v. Baeyer. Im Jahre 1856 ging Lothar Meyer für
drei Semester nach Königsberg, um die damals berühmten
Vorlesungen von Fr. Neumann über mathematische Physik zu
hören. 1858 promovierte er mit einer Arbeit über die
Einwirkung von Kohlenmonoxid auf Blut zum Dr.Phil. Am 21 Februar
1859 habilitierte er sich in Breslau für Physik und Chemie mit
einer Schrift über die chemischen Lehren von Berthollet und
Berzelius. Damit schloß er seine Ausbildung ab.
Lothar Meyers Leben und Wirken als
Universitätslehrer
In den Jahren 1859 bis 1866
hielt er nun Vorlesungen am physiologischen Institut in Breslau.
Im August 1866 heiratete er die Tochter des berühmten Chirurgen:
Johanna Volkmann und hatte mit ihr 4 Kinder. Am 1 Oktober erhielt
er einen Ruf an die Kgl. Forstakademie Eberswalde, dem er auch
folgte. Seine Professur erhielt er am 1 März 1876. Im
Frühjahr 1868 wurde er als ordentlicher Professor an das
Politechnikum Karlsruhe berufen. Hier konnte er sich zum ersten Mal
als Forscher und Lehrer frei entfalten. Er verbesserte hier
ständig sein Werk: moderne Theorien der Chemie. Daneben vertiefte
er sich in die Arbeit über das Periodensystem der Elemente. Im
Jahre 1876 nahm Lothar Meyer einen Ruf als Lehrstuhlinhaber der
Universität Tübingen an und hat diese Universität
dann beruflich nicht mehr verlassen. Sein Name führte viele
Studenten nach Tübingen. Viel gerühmt war sein
laboratorisches Geschick. Er versuchte experimentelle Grundlagen
für bestimmte Fragen in Zusammenhang mit dem Periodensystem
zu erschaffen. Im Mittelpunkt stand die Ermittlung von Atommassen,
deren Bestimmungsmethoden er ständig verbesserte. Im Jahre
1883 erschien hierzu das in Zusammenarbeit mit Seubert
verfaßte Werk: Die Atomgewichte der Elemente. Ihm wurden
viele Orden verliehen, wie zum Beispiel das Ehrenkreuz der
Württembergischen Krone. Für das Studienjahr 1894/95
wählten ihn seine Kollegen zum Rektor magnificus der
Universität Tübingen. Am 11. April 1895 verstarb er als
65 jähriger unerwartet infolge eines Gehirnschlages.
Heute verehren wir Lothar Meyer nicht nur als
Mitschöpfer des Periodensystems, sondern auch als Wegbereiter
der physikalischen Chemie.
Diese Seite wurde erstellt von: Tom Otten (24.9.1996)
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